Befassen wir uns mal kurz mit dem Kinderbuchmarkt und mit diesem kleinen, orangeroten Aufkleber, der meistens schräg auf einer elitären Auswahl an Büchern klebt. „Dein Spiegel-Bestseller-Autor(in)“ steht da zum Beispiel drauf. Das ist quasi so etwas wie ein Katapult in die höchsten Sphären der (Kinderbuch-)branche. Dabei sagt der Aufkleber erstmal gar nichts über die Qualität des Buches. Nur, dass die Autorin oder der Autor schonmal ein Buch geschrieben haben, dass sich richtig gut verkauft hat.
Dieser Tage stehen dort Namen wie
- Marc-Uwe Kling mit "Das Neinhorn, Das Klugscheißerchen"
- Jeff Kinney mit "Gregs Tagebuch"
- Margit Auer mit der "Schule der magischen Tiere"
- immer noch J.K. Rowling mit "Harry Potter" oder auch
- "Die YouTuber Insel" von SYou bzw. andere Minecraft-Storys.
Auf anderen Listen (mit oder ohne Aufkleber) tummeln sich hierzulande inzwischen viele prominente Namen wie Judith Rakers, Bernhard Hoecker, Olivia Jones, Ricardo Simonetti, Steven Gätjen, Bastian Schweinsteiger oder Natascha Ochsenknecht. Ja, auch die haben alle Kinderbücher geschrieben.
Bei Filmen heißt es ja meist „Von den Machern von…“. Auch eine Art Sticker. Soll also suggerieren: Das waren doch die mit diesem wahnsinnig erfolgreichen Film, weswegen natürlich auch alle anderen Filme von denen sensationell gut sein müssen.
Wir Konsument*innen brauchen so etwas anscheinend zur Orientierung. Dabei stellt sich mir die Frage, ob eine Liste, bei der es ausschließlich um Verkäufe geht, überhaupt hilfreich ist. Denn darin landen natürlich fast automatisch alle Prominenten, die ein Kinderbuch geschrieben haben sowie beispielsweise auch alle YouTuber, die diesen Markt für sich entdeckt haben. Weil sie eben eine Reichweite aus ihrer Bubble mitbringen. Und so werden die besten Plätze von „Promis“ besetzt, aber eben nicht automatisch von guten Geschichten. Ich will nicht sagen, dass das eine das andere ausschließt.
Newcomer*innen haben es deutlich schwerer. Wie kann es eine vermeintlich gute Geschichte auf die oberen Ränge schaffen, wenn es sich beispielsweise um einen noch völlig unbekannten Autoren handelt? Wie zum Beispiel Michael Mantel, der mit seiner Kinderbuchreihe „Unterholz-Ninjas“ sein Autorendebüt für Ravensburger gegeben hat. Und der – rein zufällig – auch Schreiber dieser Zeilen ist. Ertappt. Ob das Buch ein Erfolg wird, lässt sich noch nicht sagen. Und was ist überhaupt Erfolg? Die Bestsellerliste? Dagegen hat wahrscheinlich niemand etwas einzuwenden.
Aber wäre es nicht trotzdem viel schöner, wenn es statt um Verkaufszahlen um Qualitätskriterien gehen würde? Wenn wir Empfehlungen auf Basis unseres Geschmacks und ehrlicher Bewertungen erhalten würden? Nur so eine Idee: Es lässt sich bestimmt durch K.I. eine ganz persönliche "Was-ist-gut-und-passt-am-Besten-zu-Person-XY"-Liste erstellen, ganz ohne den Gedanken von "Was haben denn die anderen gekauft?". Dann würden vielleicht auch mehr Kinderbuchautor*innen von ihren Büchern leben können. Wie gesagt: Nur so eine Idee.
P.S.: Wenn ihr selber einen tollen Sticker für Euer Buch haben wollt und noch auf keiner Bestseller-Liste vertreten seid, dann ladet Euch gerne den "Auch ein tolles Buch"-Button runter. Vielleicht hilft es ja...
P.P.S.: Vielleicht habt Ihr es schon bemerkt. Ganz ernst ist dieser Artikel nicht gemeint. Etwas allerdings schon. Und nicht ohne Hintergedanken ist dieser Artikel mit jeder Menge Schlagwörter gespickt. Schauen wir also mal, ob er es dadurch nicht vielleicht wenigstens ganz nach oben auf die Google-Suchergebnis-Liste schafft…
* Google-optimierte Headline.